Erntedankfest – Thanksgiving international

Alle Jahre wieder erfreuen sich Bauern und Hobbygärtner einer reichen Ernte an Obst und Gemüse. Allein durch die Tatsache, dass man selber anbaut, bekommt der Mensch ein Bewusstsein für Wertschätzung und Dankbarkeit an die Natur.

Die erste eigene Zucchini aus dem Garten, die saftige Tomate aus dem Gewächshaus, oder die reiche Kartoffelernte –  das nennt sich kleines Glück des Alltags. Wenn man in den Genuss kommt, zu beobachten, wie aus einem Samen ein kleines Pflänzchen heranwächst und dann die Fülle, mit der die Natur uns zum Erntezeitpunkt beschenkt, dann eröffnet sich eine ganz neue Perspektive. Früher noch, als es keine Supermärkte gab, hing das Überleben einer ganzen Familie von der jährlichen Ernte ab. So wurden die Speisen in den fruchtbaren Monaten geerntet, gelagert und haltbar gemacht, um den darauffolgenden Winter zu überstehen.

Erntedank Bräuche International

Das Erntedankfest wird in Deutschland am 06. Oktober begangen, im November (am 4. Donnerstag des Monats) dann in den USA und Kanada, was jedoch viel intensiver zelebriert als hierzulande. Dort ist es sogar ein nationaler Feiertag und wird von US-Präsidenten in vorausschreitenden Reden regelmäßig proklamiert.

Es wird gekocht, das Haus wird mit Kürbissen und herbstlichen Dekorationen versehen, die Familie kommt zusammen an einen Tisch und die reiche Ernte des Jahres wird gebührend gefeiert. Das Mahl wird häufig von einem Dankgebet begleitet und jeder der Anwesenden nennt etwas, wofür er in diesem Jahr besonders dankbar ist. Thanksgiving wird auch vermehrt in Indien gefeiert.

Hierzulande findet ein alljährliches Fest in Hamburg-Kirchwerder mit dem Erntedankumzug statt (siehe Bild unten). Das Fest erstreckt sich über 3 Tage, mit einer Bühne auf der die Erntedank-Königin gekürt wird.

Bild: Erntedank Festzug Hamburg Kirchwerder

 

Man würde meinen, dass das Oktoberfest in München, was das größte Volksfest der Welt darstellt und eine ausgeprägte Biertradition aufweist, den selben Hintergrund hat. Allerdings scheiden sich hier die Geister. Einen Besuch ist es allemal wert.

Das bedeutet nicht, dass die Bayern das Erntedankfest nicht gebührend feiern würden. Es ist in vielen Regionen eine alte Tradition, welche mit Prozessionen und einem großen Festgottesdienst begangen wird, bei dem die Kirche mit langwirtschaftlichen Erzeugnisses geschmückt wird. Wie im Mittelalter üblich, werden die Erzeugnisse nach den Feierlichkeiten an Bedürftige verteilt.

Weinfest

Das größte Weinfest der Welt feiert man in…. Deutschland – Richtig gehört! Wer hätte das gedacht? Es findet mit einer Besucherzahl von über 600.000 jährlich am zweiten und dritten Septemberwochenende in Bad Dürkheim an der Weinstraße statt. Der Dürkheimer Wurstmarkt. Es ähnelt mit seinem Kirmes-Charakter und der gespielten Volksmusik stark dem Oktoberfest in München. Weitere Feste sind die Münchner Bauernmeile, das Rosenheimer Herbstfest oder der Erntedankfestzug mit über 3000 Teilnehmern in Fürth.

Daneben werden zahlreiche Weinfeste neben Süddeutschland auch in Griechenland, Frankreich, Südafrika und anderen Weinanbaugebieten gefeiert.

Polen und slawische Länder

In slawischen Ländern treffen sich die Bauern um den 23. September (in Polen Dozynki) zu einer Prozession auf dem Feld mit Garben (Bündel aus Getreidehalmen), welche mit Blumen und Schleifen geschmückt werden (ähnlich den Kornpuppen oder Erntekronen). Das Korn wird für die nächste Aussaat im Frühjahr aufgehoben. In heidnischer Zeit wurden traditionell den letzten Garben magische Kräfte zugesprochen, wovon sich die Bauern im darauffolgenden Jahr eine reiche Ernte erhofften. Heutzutage werden sie oft in die Kirche getragen und vom Priester gesegnet. Es folgt ein Fest, bei dem gegessen, getrunken und getanzt wird.

Bild: Dozynki Harvest Festival Polen, Quelle: Pixabay Mariusz Czarnas

Italien

In Italien findet im August einer der wichtigsten Feiertage im Jahr statt. Buon Ferragosto, was noch auf die Römerzeit zurückgeht, ist ein Familienfest. Das ganze Land steht still. Kaiser Augustus initiierte im 18. Jahrhundert v. Chr. „die Feriae Augusti“ (Augustusruhe), die Ruhe der Bauern nach den anstrengenden Monaten der landwirtschaftlichen Arbeit. Die Feierlichkeiten wurden dem römischen Gott der Erde und der Fruchtbarkeit Conso gewidmet. Im ganzen Reich fanden Pferderennen statt und Arbeitstiere, wie Ochsen, Maultiere und Esel mit Blumen geschmückt.

Asien

In Asien werden Erntedankfeste zusammen mit Mondfesten zelebriert, was u.a. mit der Nutzung des Mondkalenders in dieser Region zusammenhängt. In China, Taiwan und Vietnam verbindet man das Fest mit dem Gedenken an die Ahnen (ähnlich den Ursprüngen des Halloween). Etwa zu Mitte August trifft sich die ganze Familie zum Betrachten des Mondes und Mondkuchen Essen. In Taiwan wird zusammen mit Nachbarn ausgiebig gegrillt. Pomelos (mondrunde Früchte) werden verschenkt.

Australien

Die Australier zelebrieren im großen Stil im zweijährigen Turnus das „Apple & Grape Harfest Festival“,  allerdings erst im März, was den australischen Herbst darstellt. Es wird über die Dauer von 10 Tagen mit tausenden von Besuchern gefeiert.

Geschichte

Erntedankfeste sind schon aus der vorchristlichen Zeit bekannt. Bekannte Überlieferungen stammen von den alten Griechen und Römern, aus Israel, sowie Skandinavien.

In der römisch-katholischen Kirche geht das Fest auf das 3. Jahrhundert zurück. Der islamische Fastenmonat Ramadan setzt sich genauso mit dem Hintergrund der Dankbarkeit auseinander.

Im Judentum wird gleich doppelt gefeiert, einmal wird zu Schawuot (Mai/Juni) der reichen Getreideernte Dank gepriesen. Sukkot im September/Oktober wird nach der Weinlese begangen.

Im Hinduismus in Indien und Nepal wird Makar Sankranti zur Wintersonnenwende (Jahresende) gefeiert und damit der Ernte gedankt. Zu Jahresbeginn wird Pongal gleich über mehrere Tage zelebriert.

In den USA wurden die ersten Feste als Zeichen der Dankbarkeit und Wertschätzung von den Siedlern des amerikanischen Kontinents zusammen mit Indianerstämmen gefeiert, die ihnen zeigten, wie der Anbau unterschiedlicher Güter funktioniert und sie somit vor dem Hungertod retteten.

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